Claudio Abbado & Lucerne Festival Orchestra
Lucerne Festival 2006
Lucerne Festival 2006
Es mutet schon paradox an, dass Mahler seine einzige ausschließlich tragische Symphonie, die Sechste, in einer glücklichen Lebensphase schrieb. Er begann die Arbeit an dem Werk im Sommer 1903. Während des Urlaubs in seinem am Ufer des Wörthersees gelegenen Feriendomizil im südösterreichischen Maiernigg fühlte er sich von aller Welt abgeschieden. »Er spielte viel mit unserem Kind, das er herumschleppte, in den Arm nahm, um mit ihm zu tanzen und zu singen«, erinnerte sich seine Frau Alma. »So jung und unbeschwert war er damals.« Mag Mahler auch glücklich gewesen sein, so empfand er doch aufgrund verschiedener Kindheitserlebnisse stets ungeheuer stark die Verbindung von Liebe und Schmerz, die Vergänglichkeit der Schönheit und die unausweichliche Realität des Todes. Sechs von seinen Symphonien enden in einem strahlend optimistischen Tonfall; drei (Das Lied von der Erde mitgerechnet) verwehen in Klängen von überirdischer Gelöstheit. Die Sechste hingegen schließt mit einer absoluten Katastrophe.